Anlässlich des Erinnerns an die Pogromnacht vom 9. November 1938 zeigt das Landkreisbündnis gegen Rechts Weißenburg-Gunzenhausen in Kooperation mit dem Evang. Bildungswerk Jura-Altmühltal-Hahnenkamm e.V. und dem Evang.-Luth. Dekanat Weißenburg den Dokumentarfilm „Walter Kaufmann – Welch ein Leben!“. Beginn ist um 19.00 Uhr im Weißenburg Kinocenter. Der Eintritt beträgt fünf Euro. Für Fragen und anschließende Diskussion wird die Regisseurin Karin Kaper vor Ort sein.
„Im Leben des am 15.4.2021 im Alter von 97 Jahren in Berlin gestorbenen Walter Kaufmann spiegeln sich auf außergewöhnlichste Weise weltweit bedeutende Ereignisse, Katastrophen, Erschütterungen des letzten Jahrhunderts, die bis in unsere Gegenwart wirken. Walter Kaufmann blieb bis zu seinem Tod unermüdlich kämpferisch. Er setzt mit seinem Leben ein nachwirkendes Zeichen gegen jede Form von Rechtsruck und Antisemitismus, die wieder bedrohliche Ausmaße in unserem Land angenommen haben. Der Film ist ein Appell an uns Lebende, die elementaren Menschenrechte und demokratischen Errungenschaften entschlossen zu verteidigen.“ heißt es im Ankündigungstext zum Film.
Dieser wurde gefördert von: 321-2021: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland e.V., der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages, der Filmförderungsanstalt sowie der Kurt und Hildegard Löwenstein/Losten Stiftung / In Zusammenarbeit mit dem Internationalen Auschwitz Komitee e.V.
Am 16.09.2023 startete eine Reisegruppe organisiert vom Landkreisbündnis gegen Rechts Weißenburg-Gunzenhausen in Richtung Flossenbürg zu einer Gedenkfahrt. Insgesamt fuhren 22 Interessierte, in das im Idyll gelegene Dorf, um dort die Gedenkstätte-KZ-Flossenbürg zu besichtigen.
Das KZ Flossenbürg bestand von Mai 1938 bis zum 23.04.1945, bevor es von den Amerikanern befreit wurde. Es war als ein reines Arbeitslager konzipiert, in dem der vorhandene Granit im Steinbruch abgebaut wurde. Der Arbeitsalltag war hart. Während ihrer zwölf-Stunden-Schicht bauten die Männer den harten Granit ab, der in verschiedenen Nazibauten eingesetzt wurde. Die SS füllte damit ihre Kassen auf. Insgesamt waren in Flossenbürg ca. 100000 Menschen inhaftiert. Hiervon sind ca. 30000 Menschen in Folge der schweren Arbeit, durch Krankheit und Infektionen, sowie heftigste Misshandlungen durch Funktionshäftlinge und der Waffen-SS ums Leben gekommen. Wenn neue Häftlinge im Lager ankamen hatten sie es nicht leicht, weil sie unter anderem kaum Deutsch sprachen. Sie hatten eine Zugfahrt im Viehwagon ohne Essen, Trinken, ohne Toilette hinter sich. Vom Bahnhof ging es zu Fuß durch das Dorf. Es ging vorbei an den Holzbaracken der SS, rechts vor dem Verwaltungsgebäude abbiegend, durch das mit zwei Granitsäulen befestigte Tor mit der Aufschrift „Arbeit macht frei“. Ab hier verloren sie ihre Identität. Ihr Namen waren fortan egal. Nur noch ihre Häftlingsnummer zählte. Sie mussten in das Häftlingsbad, in dem bereits die Funktionshäftlinge warteten um sie zu erniedrigen. Sie entfernten jegliche Körperbehaarung, ließen sie mit abwechselnd heißem und kaltem Wasser aus Hochdruckdüsen duschen und sie schlugen die Neuankömmlinge. Die Häftlinge die das überstanden, erhielten ihre gestreifte Arbeitskleidung und gingen los zu ihrer Schicht im Steinbruch. Es gab zwei Mahlzeiten am Tag. Die Arbeit wurde solange abverlangt, bis die Häftlinge zu krank oder zu schwach waren und zur Sterbebaracke überführt wurden. Die Toten wurden vom Sonderkommando im Krematorium verbrannt, nachdem sie ihnen das Zahngold raubten. Als reines Männerlager herrschte nicht nur durch den böhmischen Ostwind ein sehr raues Klima. Eine einzelne Baracke war für 250 Männer ausgelegt. Gegen Kriegsende waren in jeder einzelnen Baracke bis zu 1000 Männer untergebracht. Diese durften auch Briefe schreiben, aber nur auf Deutsch. Jeder der Häftlinge hatte auf der Uniform die Häftlingsnummer stehen mit einem farbigen Dreieck und später auch dem Kürzel des Herkunftslandes. So war eine schnelle Selektion möglich. Juden hatten einen zusätzlichen gelben Strich. Rot stand für politische Häftlinge, grün für Berufsverbrecher, blau für Emigranten, lila für Zeugen Jehovas, rosa für Homosexuelle und dunkles violett für „Asoziale“. Diese Farben variierten in den Abzeichen Formen, wenn beispielsweise Fluchtgefahr bestand oder Häftlinge der Strafkompanie angehörten.
Mit seinen 83 Außenlagern war das KZ Flossenbürg weit verzweigt. Dort arbeiteten sie beispielsweise für die Rüstungsindustrie. In den Außenlagern arbeiteten auch Frauen, je nach Schwere der Tätigkeit.
Die Reisegruppe erhielt über zweieinhalb Stunden eine ausführliche Führung durch die Gedenkstätte in der auch viele Fragen beantwortet wurden. Auf einem Gedenkstein aus Granit legte das „Landkreisbündnis gegen rechts Weißenburg-Gunzenhausen“ ein Blumengesteck ab. „Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg“ so lautet die Botschaft der Stunde. Heute ist die Gedenkstätte vielseitig aufgestellt. Im ehemaligen Kasino / Kantine ist seit 2015 ein Inklusionskaffee. Verschiedene Teile des Konzentrationslagers wurden in den 1950er Jahren an Überlebende als Grundstück übergeben. Das „Tal des Todes“ wird bis 2024 Rollstuhlgerecht umgebaut. Dort steht das Krematorium und der Exekutierplatz mit verschiedenen Gedenktafeln und Steinen. Auch Dietrich Bonhoefer evangelischer Pfarrer war für kurze Zeit Häftling in Flossenbürg. Kurz vor Kriegsende am 09.04.1945 wurde er hier ermordet. Für Ihn und weitere Widerstandskämpfer hängt eine Gedenktafel am Eingang des Lagergefängnisses.
Mittwoch, 9. November 2022, 19.00 Uhr, Eintritt frei Ort: Gemeindehaus St. Andreas Doktor-Martin-Luther-Platz 11, Weißenburg in Bayern
Anlässlich des Erinnerns an die Pogromnacht vom 9. November 1938 veranstaltet das Landkreisbündnis gegen Rechts Weißenburg-Gunzenhausen mit Unterstützung der Arbeiterwohlfahrt (AWO) und dem Evang. Bildungswerk Jura-Altmühltal-Hahnenkamm e.V. eine Vortrags- und Diskussionsveranstaltung mit der Sozialwissenschaftlerin Birgit Mair. Musikalisch umrahmt wird die Veranstaltung vom Weißenburger Gospelchor.
Im ersten Teil ihres Vortrags wird Birgit Mair anhand einer bilderreichen Powerpoint-Präsentation einen Einblick in ihre langjährige Arbeit mit Holocaust-Überlebenden vermitteln. Dabei wird sie unter anderem auf das Leben von Charlotte Knobloch eingehen, welche die NS-Zeit im Landkreis Ansbach mit Hilfe anderer unter falschem Namen überlebte. Im Anschluss daran wird sie erläutern, wie sich das Leben nach 1945 im Land der Täter für Angehörige der jüdischen Minderheit gestaltete und welche Folgen institutioneller Rassismus für die hier lebenden Sinti*zze und Roma*nja hatte.
Im zweiten Teil wird sie auf den erstarkenden Antisemitismus infolge der Corona-Pandemie eingehen. Hierbei wird sie den antisemitischen Terror in Halle thematisieren und die Gefährlichkeit der sich verstetigenden Verharmlosung von NS-Verbrechen innerhalb der so genannten Querdenkerszene beleuchten. Im Anschluss daran besteht die Möglichkeit für Fragen aus dem Publikum.
Birgit Mair ist Mitbegründerin des Nürnberger Instituts für sozialwissenschaftliche Forschung, Bildung und Beratung e.V. (ISFBB) und Co-Autorin der internationalen Studie zu NS-Zwangsarbeit „Hitlers Sklaven“ („Hitlers Slaves“). Sie verfasste mehrere Publikationen über Holocaust-Überlebende sowie extrem rechte Bewegungen. Sie konzipierte die bundesweit beachtete Ausstellung „Die Opfer des NSU und die Aufarbeitung der Verbrechen“ und führte mehr als vierhundert Zeitzeugengespräche mit Holocaust-Überlebenden durch. Im Moment arbeitet sie an der erweiterten Neuauflage ihres Buches „Die letzten Zeug*innen“. Für ihr Engagement gegen Rechts wurde die 55-Jährige dieses Jahr mit der Karl-Bröger-Medaille ausgezeichnet.
Einlassvorbehalt: Die Veranstalter behalten sich gem. Art. 10 BayVersG vor, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen und Personen, die neonazistischen Organisationen angehören oder der extremen rechten Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch antisemitische, rassistische oder nationalistische Äußerungen in Erscheinung getreten sind, den Zutritt zur Veranstaltung zu verwehren.
NS-Internierungslager auf der Weißenburger Wülzburg Geschichte. Lebensverhältnisse im Lager. Häftlingsbiografien und Zwangsarbeit
Mittwoch, 21. September 2022, im Söller des Gotischen Rathauses Weißenburg. Beginn 19.00 Uhr.
Bis auf eine Gedenkstele für den dort verstorbenen Komponisten Erwin Schulhoff und einen kurzen Absatz einer Informationstafel erinnert auf der Weißenburger Wülzburg kaum etwas an die Geschichte des dort von 1939 – 1945 bestehenden Internierungslagers XIII. Dabei wurden dort Zivilgefangene des Naziregimes aus verschiedenen Ländern unter menschenunwürdigen Bedingungen inhaftiert und darüber hinaus auch zur Zwangsarbeit herangezogen.
Das Landkreisbündnis gegen Rechts will die Geschichte des unter der Leitung der Wehrmacht stehenden Internierungslagers nun mit einem Vortrag des Sozialwissenschaftlers Lukas Jocher stärker ins Bewusstsein rufen. Dieser soll unter anderem die Einbettung des Lagers auf der Wülzburg in das nationalsozialistische Unrechtssystem sowie die Verstrickung lokaler Unternehmen in das System der NS-Zwangsarbeit herausarbeiten.
Lukas Jocher ist Sozialwissenschaftler und unter anderem als freier Mitarbeiter in der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus in der Region Anhalt tätig. Seine Themenschwerpunkte sind historische und aktuelle Erscheinungsformen der extremen Rechten und Antisemitismusforschung sowie Erinnerungskultur. Ehrenamtlich engagiert er sich in der Gedenkstätte für Zwangsarbeit in Leipzig.
77 Jahre „bedingungslose Kapitulation der Deutschen Wehrmacht im 2. Weltkrieg“ und damit die Befreiung vom Nationalsozialismus in Europa –
wir haben im Stillen der Menschen gedacht, die ganz in unserer Nähe gelebt haben, gefangen waren,auf der Wülzburg interniert waren und die Befreiung nicht mehr erlebt haben, weil sie kurz vorher an Erschöpfung und Krankheiten gestorben waren oder ermordet wurden. Das Lager wurde 1939 als Internierungslager für Zivilisten aus Belgien, Frankreich, England, Ägypten, Marokko, Niederlande und Indien eingerichtet, größtenteils zivile Seeleute, die sich bei Kriegsbeginn in Deutschen Häfen befanden. Das Lager wurde innerhalb der Festung errichtet in einem ehemaligen Schullandheim, die Lagerleitung agierte aus Holzbaracken. Das Lager wurde Tag und Nacht bewacht, die Häftlinge behielten Zivilkleidung, wurden nicht zur Arbeit gezwungen, aber hatten die Möglichkeit dazu. 2 Jahre später wurden die Internierten in andere Lager verlegt und es kamen ab Juli 1941 nun sowjetische Seeleute, sowjetische Staatsangehörige im Reichsgebiet, sowie französische und vielleicht belgische Juden, ebenfalls belegt sind sowjetische Offiziere. Gemäß den Nachforschungen des freien Sozialwissenschaftlers Lukas Jocher, der an der Universität Leipzig studiert hat und unserem Landkreisbündnis ein Zwischenergebnis präsentiert hat,waren die Einsatzstätten im Wald, in Fabriken, in Steinbrüchen, explizit genannt werden der Steinbruch Solnhofen sowie der Bau einer Fabrik in Gundelsheim.
Außer den osteuropäischen und jüdischen Gefangenen hatten die Insassen die Möglichkeit unter Begleitung in Gruppen spazieren zu gehen – diese Unterschiede ganz entsprechend der Rassenideologie der Nazis. Ab November 1941 sollten die jüdischen Häftlinge von der Gestapo aus verpflichtet werden, einen Judenstern zu tragen und gesondert von den nichtjüdischen Häftlingen untergebracht zu werden. Außerdem wurden für die Ausübung schwerer Arbeiten sogenannte Judenkommandos geschaffen. Hier gab es einen heftigen Protest innerhalb der gesamten Lager – gemeinschaft, so dass diese Anordnungen tatsächlich zurück genommen wurden. Es kamen hier 38 Menschen ums Leben, unter anderem auch der Prager Komponist und Pianist Erwin Schulhoff, der aus einer deutsch-jüdischen Familie stammt und beim Einmarsch der Deutschen in die Tschechoslowakei 1939 seine Arbeitsstelle verlor. Auf ein Visum für Moskau wartete er bis Anfang Juni 1941. Bevor er abreisen konnte,hatte Hitler die Sowjetunion überfallen und Schulhoff musste sich mit seinem Sohn Peter in der Polizeizentrale Prag melden. Dort wurde er festgehalten; trotzdem komponierte er weiter, seine Frau brachte ihm das Notenpapier und er konnte das Werk vollenden.Heute lebt sein Werk weiter und viele seiner Kompositionen werden in aller Welt aufgeführt. Es war damals schon zeitgenössische Musik und spricht auch heute noch junge Musikerinnen und Musiker an. Das letzte Prager Datum findet sich in seinen Aufzeichnungen am 08.10.1941. Ausländer im eigenen Land war Schulhoff und wurde deshalb nicht fortgeschleppt nach Theresienstadt, sondern auf die Wülzburg unter seinem russifizierten Vaternamen Gustavowitsch. Dort komponiert er noch weiter und kann in Mai 1942 das Finale seiner VIII. Symphonie vollenden. Die letztenTage seines Lebens erlebt er im Fieber. Am 18. August 1942 starb Schulhoff an Hals- und Lungentuberkulose, seine Mithäftlinge brachten ihn hierher und begruben ihn auf dem Schindanger.
Nach dem Krieg verschwand der Friedhof hier im Bewusstsein der Weißenburger und Weißenburgerinnen. Die Natur überwucherte die Gräber und erst als es möglich war, dass eine Gruppe ehemals inhaftierter Russen die Gräber besuchen konnte, veranlasste die Stadt Weißenburg 1989, die Anlage zu einem würdigen Mahnmal umzugestalten. Heute befinden sich 3 mit Blumen bepflanzte Gräberreihen und Gäste aus dem Ausland und Einheimische freuen sich über die Ehrung der unschuldigen Gefangenen auf der Wülzburg und die späte Würdigung ihrer Leiden, verursacht von deutschen Nazis. Tag der Befreiung 8. Mai 1945 – heute vor 77 Jahren Nicht immer hatte dieser Tag diese Bezeichnung, liebe Mitfeiernde dieses Tages der Kapitulation Hitlerdeutschlands. Erst die 68er Bewegung führte dazu, dass man nicht mehr von Niederlage , sondern von Befreiung von der Hitler Diktatur sprach und 10 Jahre später hatte diese Auseinandersetzung auch die Regierung erreicht. Noch im Herbst 1984 erklärte Bundeskanzler Kohl, der 8. Mai sei eine der größten Katastrophen Europas gewesen und Katastrophen könne man nicht feiern.Es war der damalige Bundespräsident Richard von Weizäcker, der in seiner Rede zum 8. Mai im Deutschen Bundestag zum 1. Mal vom „Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus“ sprach. Außerdem würdigte er den Widerstand gegen die Hitlerdiktatur in seiner ganzen Bandbreite. Auch heute müssen wir das Versprechen erneuern: „ Nie wieder“ Es war der Schwur derer, die das KZ Buchenwald überlebt hatten, aber wir haben es in den letzten 77 Jahren nicht einhalten können. Antisemitismus, Rassismus und die Anfeindung gesellschaftlicher Gruppen, wie Geflüchteten oder Randgruppen in Obdachlosensiedlungen führen zu Hass und Hetze. Esther Bejarano, die KZ Überlebende, die im Mädchenorchester in Ausschwitz spielen musste, hat ihr ganzes Leben gegeben, um junge Menschen zu überzeugen, dass Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit und Schwesterlichkeit unsere einzige Überlebenschance auf dieser Erde ist.
In einer aktuellen Pressemitteilung nehmen Harald Dösel und Victor Rother vom Landkreisbündnis gegen Rechts Stellung zum „Schweigemarsch“ von Coronaleugnern und Impfgegnern, der am vergangenen Dienstag in Gunzenhausen stattgefunden hat.
Aus Sicht des Bündnisses reihen sich die Aktivitäten vor Ort nahtlos in die gefährliche und besorgniserregende Radikalisierung der Querdenker-Bewegung ein, die gegenwärtig bundesweit zu beobachten ist: „Alle diejenigen, die in unserer Gesellschaft für einen bestmöglichen Schutz von Gesundheit und Leben sorgen wollen, werden so zunehmend zur Zielscheibe für die irrationale Empörung dieser Bewegung“, konstatieren die beiden Bündnissprecher Dösel und Rother. Dagegen müsse man sich klar und unmissverständlich positionieren.
Aus ihrer Sicht handele es sich bei vielen Teilnehmern keineswegs um „besorgte Bürger“, die etwa einer Coronaimpfung einfach nur skeptisch gegenüberstünden oder sich gegen eine angebliche Spaltung der Gesellschaft wenden wollten. Dies habe vor allem der Umstand gezeigt, dass bei der abschließenden Kundgebung auf dem Marktplatz hunderte Menschen stehenblieben und lautstark applaudierten, als Organisator Clemens von Fürstenberg in einer mehrminütigen Rede sein fragwürdiges Weltbild offenbarte. Das habe aus einer kruden Mischung aus dem ideologischen Baukasten der Querdenkerwelt bestanden. „Hier vermischen sich Wissenschaftsfeindlichkeit, Drohungen gegen demokratische Politiker, Wissenschaftler und Medien, die Relativierung des Nationalsozialismus und nicht zuletzt auch latenter Antisemitismus zu einer brandgefährlichen Mixtur“, urteilt Harald Dösel und warnt: „Damit wird einmal mehr deutlich, dass die Coronaleugner-Szene keinerlei Distanz zur rechtsradikalen Gedankenwelt wahrt, sondern sich – im Gegenteil – immer wieder daraus bedient. Etwa, indem sie sich mit völlig deplatzierten Nazi-Vergleichen zum Opfer einer angeblichen staatlichen Diktatur erklärt und dabei die Verbrechen des Nationalsozialismus auf unsägliche Weise verharmlost. Diese Strategie kennen wir in dieser Form sonst nur von Rechtsradikalen. Solchen Versuchen, die Geschichte für die eigenen Zwecke umzudeuten müssen alle Demokraten entschieden entgegentreten.“
Das Landkreisbündnis gegen Rechts stellt angesichts des Aufmarsches von mehreren hundert Coronaleugnern zudem die Frage, wie es bei der aktuellen Infektionslage sein könne, dass die zuständigen Behörden insbesondere für die abschließende Kundgebung auf dem Gunzenhäuser Marktplatz auf die Anordnung einer Maskenpflicht verzichtet haben. Zwar sehe die Rechtslage in Bayern derzeit standardmäßig für Demonstrationen keine Maskenpflicht vor, dies gelte aber nur, wenn die Mindestabstände eingehalten werden können. Und dies sei durchgängig nicht der Fall gewesen. Victor Rother, ebenfalls Sprecher des Bündnisses gegen Rechts kritisiert in diesem Zusammenhang den laxen Umgang mit den in der gegenwärtigen Pandemie so wichtigen Hygieneregeln: „Bei dem zu erwartenden Klientel von Coronaleugnern und Querdenkern hätte man wissen können, dass viele die Abstände bewusst nicht einhalten würden. Gerade deshalb hätte hier schon im Vorhinein präventiv mit einer Maskenpflicht reagiert werden müssen.“
wie einer Meldung im Weißenburger Tagblatt vom 22.07.2021 zu entnehmen war, kam es in in Pleinfeld am vergangenen Wochenende zu zahlreichen Schmierereien, unter anderem an zahlreichen Autos, Hauswänden, Grabsteinen, Straßen und Plakaten. Neben Pentagramme und unflätigen Sprüchen wurden auch etliche Hakenkreuze aufgesprüht. Dem Landkreisbündnis liegen zahlreiche Fotos vor, die das relativ großflächige Ausmaß der Schmierereien zeigen.
Die Ansbacher Kriminalpolizei hat die Ermittlungen in der Angelegenheit übernommen und in Zusammenarbeit mit dem Jugendsachbearbeiter der Polizeiinspektion Weißenburg zwei weibliche Jugendliche (14 und 15 Jahre) sowie ein Mädchen im Alter von elf Jahren als Täterinnen ausgemacht. Laut Polizei liege – trotz der aufgesprühten Hakenkreuze – kein erkennbarer politischer Hintergrund vor. Es mag durchaus sein, dass hier kein verfestigter rechter Hintergrund im Sinne einer Bejahung und Unterstützung des Nationalsozialismus vorliegt, dennoch fragt man sich, wie angeblich „unbedarfte Jugendliche“ auf die Idee kommen, ein verbotenes Nazisymbol zu sprühen. Ein Umstand, der aus Sicht des Landkreisbündnisses gegen Rechts betroffen macht und einmal mehr zeigt, dass Wachsamkeit und Aufklärung in der Abwehr rechter Tendenzen weiterhin von großer Bedeutunge sind. Hier sind vor allem Jugendarbeit und Bildungseinrichtungen gefordert.Wie die Polizei berichtet, ist durch die Schmierereien insgesamt ein beträchltlicher Sachschaden im fünfstelligen Bereich entstanden. Die beiden Jugendlichen erwarten nun Anzeigen wegen Sachbeschädigung und der Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen.
Das Wohnheim der Arbeiterwohlfahrt in Wengen beteiligt sich Jahren an den Internationalen Wochen gegen Rassismus. In diesem Jahr gab es Bücher- Präsentationen in Plakatform zum Thema Rassismus. Einige Plakate wurden im Schaufenster des AWO Büro in Weißenburg (Am Hof) angebracht.
Unbekannte haben an die Scheibe am 2. April einen sexistischen/ rassistischen Aufkleber geklebt. Zudem wurde am 13. April auf dem Gehsteig vor dem Büro ein Hakenkreuz ähnliches Symbol gelegt. Die Polizei wurde informiert.
Das Landkreisbündnis würdigt das Engagement der AWO gegen Rassismus und verurteilt diese schändliche Aktion von Rechts.
Das Landkreisbündis blickt mit Sorge und einiger Kritik auf die Demonstrationen gegen die Corona-Regeln.
Seit Ende April gehen die Gegner der Corona-Einschränkungen nahezu jede Woche in Gunzenhausen auf die Straße. „Für Frieden und Freiheit“ lautet ihre Parole, die Demonstranten fordern das Recht auf freie Meinungsäußerung für sich ein und schreiben sich auf die Fahnen, das Grundgesetz zu verteidigen. Das Landkreisbündnis gegen Rechts Weißenburg-Gunzenhausen glaubt diesen Parolen nur bedingt und warnt vielmehr, die Teilnehmer sollten genau hinsehen, mit wem sie Seite an Seite auf die Straße gehen.
Altmühl-Bote / Marianne Natalis
Der Altmühlboten im Gespräch mit Harald Dösel und Birgit Mair.
Am Donnerstag, den 27. Februar 2020, marschierte am Nachmittag ein 56-jähriger Weißenburger im Gleichschritt über den Marktplatz von Weißenburg und rief „Sieg Heil“. Mehrere Zeugen informierten die Polizei. Der Mann erhält nun eine Strafanzeige wegen Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen.
Laut Polizei sei der Mann jedoch kein Gesinnungstäter. Er sei psychisch labil, stehe unter Betreuung und sei einschlägig bei der Polizei bekannt.
Das Landkreisbündnis gegen Rechts Weißenburg-Gunzenhausen bittet auch weiterhin die Bevölkerung um Hinweise auf Aktivitäten, Ordnungswidrigkeiten und Straftaten mit rechtsradikalem Hintergrund. Diese können per E-Mail an kontakt@wug-gegen-rechts.de gesendet werden.