Weißenburg: Die Türkisch-Islamische Gemeinde lud einen Genozidleugner ein

Wie das Landkreisbündnis gegen Rechts Weißenburg-Gunzenhausen in Erfahrung bringen konnte, führte „DITIB – Türkisch-Islamische Gemeinde zu Weißenburg i. Bay. und Umgebung e. V.“ am Samstag, den 14. März 2015, eine Veranstaltung zur so genannten Armenier-Frage in ihren Vereinsräumen durch.

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Das Plakat zur Veranstaltung am 14. März 2015

Geschichtsrevisionistisch thematisiert wurde dabei der Genozid an bis zu anderthalb Millionen Armenier und mehrere hunderttausend Angehörige anderer christlicher und muslimischer Minderheiten. Die Leugnung des Völkermordes an den Armeniern stellt das Pendant zur Holocaustleugnung dar und gilt als Merkmal des türkischen Rechtsradikalismus. Als Referent trat Dr. Ali Söylemezoğlu aus Duisburg auf.

Als Beginn des Völkermordes gilt der 24. April 1915: An diesem Tag wurde die gesamte armenische Elite in Konstantinopel, dem heutigen Istanbul, verhaftet und deportiert. 235 armenische Politiker, Künstler, Journalisten und Unternehmer wurden daraufhin ermordet.

Die Leugnung erfolgt seit Jahren durch die Relativierung der Ereignisse und ihrer Akteure. Pseudo-Wissenschaftliche Arbeiten mit angeblich noch unausgewertetem Archivmaterial werden vorgeführt, um aus dem Tatbestand des armenischen Genozids eine Fachstreitigkeit zwischen zwei Thesen zu simulieren. So ist die Rede von einer „armenischen These“, der eine „türkische These“ entgegenstünde. Die „türkische“ These sei bisher nicht erhört worden, da die türkische Gemeinde diffamiert werde, sobald sie am Tatbestand Zweifel anbringe. Türkische Jugendliche würden dadurch angeblich psychische Störungen entwickeln und von der Integration abgehalten werden.

Dr. Ali Söylemezoğlu ist ein langjähriges ehemaliges Mitglied der Kommunistischen Partei der Türkei (TKP). Als Führungsmitglied des „Komitees für die Bundesrepublik Deutschland“ (Federal Almanya Yöre Komitesi) war er dem Zentralkomitee direkt unterstellt. In dieser Eigenschaft organisierte er Seminare, u. a. zum Völkermord an den Armeniern und Assyrern. Schon damals gab es Vermutungen wonach er ein V-Mann der türkischen Geheimdienste sei.

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Dr. Ali Söylemezoğlu tritt sehr gerne in Veranstaltungen von regierungsnahen Organisationen und kemalistischen Gruppen auf. Dabei behauptet er immer wieder, dass “es eine Lüge ist, dass 1,5 Millionen [Anm: Armenier] ermordet wurden”.
Jahre später, als er aus der Partei ausgetreten war und sich in islamistischen Kreisen zeigte, um für Versicherungspolicen zu werben, begann er den Völkermord zu leugnen.  Heute ist er als ausgewiesener Genozidleugner bekannt und wird in nationalistischen Kreisen als „der Fachmann“ angepriesen, der „die Behauptungen der armenischen Diaspora widerlege„.

Er tritt sehr gerne in Veranstaltungen von regierungsnahen Organisationen und kemalistischen Gruppen auf. Dabei behauptet er immer wieder, dass “es eine Lüge ist, dass 1,5 Millionen [Anm: Armenier] ermordet wurden”. Es wären vielleicht nur 250.000 im Zuge “der Auseinandersetzungen getötet worden“. Er wird meistens dabei von Konsolen oder in der türkischen Community bekannten Leuten unterstützt.

Am 19. Oktober 2014 organisierte er in Düsseldorf vor dem Landtag von Nordrhein-Westfalen eine Demonstration mit der Forderung, “Völkermordbehauptungen sollen aus deutschen Schulbüchern gestrichen werden“. Für diese Aktionen benutzt er den Verein “Dialog für Frieden e.V.” mit Sitz in Duisburg.

Kritiker der nationalistischen Staatsdoktrin werden mit Mord und Totschlag bedroht. Als bekanntestes Opfer der Neuzeit gilt der Armenier mit türkischer Staatsbürgerschaft Hrant Dink. Der Journalist und Mitherausgeber, der in Istanbul erscheinenden zweisprachigen Wochenzeitung Agos, wurde jahrelang von nationalistischen Kräften in Gesellschaft und Justiz verfolgt und 2007 auf offener Straße erschossen.

Der Weißenburger Verein untersteht dem Dachverband mit Namen „Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e. V.“ (Diyanet İşleri Türk İslam Birliği, abgekürzt DİTİB). Dieser wiederrum untersteht der dauerhaften Leitung, Kontrolle und Aufsicht des staatlichen Präsidiums für Religiöse Angelegenheiten der Türkei in Ankara, welches dem türkischen Ministerpräsidentenamt angegliedert ist.

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