Am Mittwoch, den 29. Juli 2015, entdeckten Nazigegner/innen die Zahl „18“ an einem Steinblock auf dem Parkplatz des Lebensmittelmarktes Kaufland. Die Zahl „18“ steht in rechtsradikalen Kreisen für den ersten und achten Buchstaben des Alphabets und damit als „AH“ für den Namen „Adolf Hitler“.
Das Landkreisbündnis gegen Rechts Weißenburg-Gunzenhausen informierte die Geschäftsführung des Lebensmittelmarktes und bat um Entfernung der Symbolik.
Am Mittwoch, den 22. Juli 2015, entdeckten Nazigegner/innen um 12:30 Uhr am Weißenburger Bahnhof erneut Propaganda der rechtsradikalen Partei „Der 3. Weg“. Angebracht waren die großflächigen Aufkleber u.a. auf den Glasscheiben des Wartehäuschens am Bahngleis in Richtung Treuchtlingen.
In der Nacht von Samstag auf Sonntag, den 21. Juni 2015, wurde von bisher unbekannten Personen hunderte Schnipsel auf dem Weißenburger Marktplatz und der Frauentorstraße verteilt. Aufmerksame Bürgerinnen und Bürger entdeckten die Papierschnitzel mit einer Kontaktadresse der rechtsradikalen Partei „Der 3. Weg“ und informierten das Landkreisbündnis gegen Rechts Weißenburg-Gunzenhausen.
Der Wind hat die rechtsradikale Werbung auf dem gesamten Marktplatz und in der Frauentorstraße verteilt – Fotoquelle: Privat
Am Samstag, den 20 Juni 2015, nahmen 50 Personen an einer Demonstration durch Weißenburg teil. In der Schulhausstraße kam es dabei zu einem Zwischenfall mit vermummten Neonazis. Diese entrollten auf dem obersten Parkhausdeck ein Transparent mit der Aufschrift „Antifa und Repression von uns erntet ihr nur Spott und Hohn“. Die Polizei griff nicht ein und konzentrierte sich viel lieber auf die angemeldete Demonstration. Gleichzeitig wurden die Demonstrationsteilnehmer/innen aus Richtung der Rosenstraße vom rechtsradikalen Aktivisten Martin B. aus Weißenburg abfotografiert.
Zehn besetze Einsatzwägen der Polizei standen alleine am Bahnhof. Trotzdem ließ man die Neonazis bei ihrer Provokation gewähren.
Trotz diesen beidseitigen Provokationen ging die Demonstration nach einigen Minuten weiter. Auf dem Marktplatz ergriff auf einer Kundgebung u.a. der Weißenburger Stadtrat Erkan Dinar (DIE LINKE) das Wort. Er warf dem bayerischen Staat vor, auf dem rechten Auge blind zu sein. Die Sorgen und Nöte der Nazigegner/innen in Weißenburg würden die Polizei und Justiz nicht interessieren. Strafanzeigen und Strafanträge würden regelmäßig ins Leere laufen.
Das Jugendbündnis: „WUG IST BUNT“ – Für ein Leben ohne Rassismus! – Refugees Welcome!
Die auf 70 Personen angewachsene Demonstration zog im Anschluss zum Freundeskreis Jugendzentrum, um an einer Solidaritätsfeier zum Weltflüchtlingstag teilzunehmen.
Am Samstag, den 20. Juni 2015, wurde von bisher unbekannten Personen hunderte Schnipsel in der Weißenburger Bahnhofsunterführung sowie am Vorplatz verteilt. Aufmerksame Bürgerinnen und Bürger entdeckten die Papierschnitzel mit der rechtsradikalen Parole „Nationale Freiräume erkämpfen“ und informierten das Landkreisbündnis gegen Rechts Weißenburg-Gunzenhausen.
Fotoquelle: Privat
Die Aktion der Rechtsradikalen steht wohl in direktem Zusammenhang mit der angemeldeten Demonstration „WUG IST BUNT“, welche am gleichen Tag um 17 Uhr stattfinden soll. Ein Jugendbündnis will zum Weltflüchtlingstag vom Bahnhof zum Freundeskreis Jugendzentrum ziehen. Im Anschluss ist eine Solidaritätsfeier gegen Rechtsradikalismus und für ein weltoffenes und tolerantes Weißenburg geplant. Redebeiträge auf der Demonstrationsstrecke wird es von der Linksjugend, der IG Metall Jugend und dem Weißenburger Stadtrat Erkan Dinar (DIE LINKE) geben.
Wie das Online Magazin „Weißenburg Aktuell“ am Freitag, den 19. Juni 2015, berichtet, „haben am Freitag Vormittag zwei ehemalige Schüler des Werner-von-Siemens-Gymnasiums auf dem Schulgelände eine US-Flagge verbrannt. Dies bestätigte der Schulleiter des Gymnasiums Dieter Theisinger. Die Tat steht im Zusammenhang mit dem Besuch US-amerikanischer Austauschschüler von der „Manatee School for the Arts“ aus Florida.
Den Aufenthaltsraum des Gymnasiums hatte die Schule deshalb mit einer deutschen und einer US-Flagge geschmückt. Am Vormittag sei dann die US-Flagge auf dem Schulgelände von zwei ehemaligen Schülern angezündet worden. „Einer der Täter hat die Flagge gehalten, während der andere diese angezündet hat. Dabei seien auch antiamerikanische Sprüche gefallen“, so Schulleiter Theisinger. Die Schulleitung habe daraufhin Anzeige erstattet und ein Hausverbot gegen einen der Täter erteilt. Es soll auch zu seiner Festnahme durch die Polizei gekommen sein, nachdem dieser erneut auf dem Schulgelände aufgetaucht war.
Unklar ist, ob ein Zusammenhang zu Nazischmierereien besteht, die einige Schüler am selben Tag zur Mittagszeit in Sichtweite des Gymnasiums entdeckten. Unbekannte haben dabei ein Wandgemälde mit Nazisymbolen verunstaltet. Im letzten Jahr hatten die Stadtwerke Weißenburg Schüler des Werner-von-Siemens-Gymnasiums beauftragt, ein Wandgemälde mit einer Badeszene unter dem Titel „Carpe Diem“ zu erstellen. Die unbekannten Täter haben das Kunstwerk unter anderem mit einem etwa einem Meter großen Hakenkreuz verunstaltet und dem abgebildeten Römer ein „Hitlerbärtchen“ in dass Gesicht gemalt.
Fotoquelle: Weißenburg Aktuell
Das Carpe-Diem-Gemälde befindet sich an der Rückwand eines Gebäudes, welches auf dem Grundstück des Limesbades steht. Es grenzt an den von Schülern viel frequentierten Verbindungsweg zwischen Realschule und Gymnasium und den Parkplätzen an der Hagenau.“
Ende 1997 fiel einem alten Nazi und Waffennarren, der sich im Dorf Sinning bei Neuburg an der Donau niedergelassen hatte, nichts Besseres ein, als dem Zentralorgan der NPD auf seinem Anwesen Raum zu überlassen. Die Redaktion der „Deutschen Stimme“ zog von Stuttgart nach Sinning, hortete im Dorf ihr Propagandamaterial und versandte es in ganz Deutschland.
Die Sinninger Initiative gegen Rechts auf dem Gelände des Kastell Biriciana
Obwohl alles legal war, fanden es anfänglich 42 Bürger aus der Gemeinde unerträglich und entwickelten zuerst einen Aufruf, dann eine Unterschriftensammlung und schließlich einige Demonstrationen. Dabei waren Gewerkschaften, die Evangelische Kirche, PDS und die SPD. Federführend für die NPD schrieb damals Holger Apfel ( mittlerweile ehemaliger Fraktionsvorsitzender im sächsischen Landtag und Bundesvorsitzender) Hauswurfbriefe an die Sinninger, die besorgniserregend an die Diktion der Nazis zu Hitlerzeiten erinnerten, Journalistenschelte und subtile Drohungen inklusive.
Anfänglich schien die Dorfgemeinschaft gefährdet, aber nach der offiziellen Gründung der Initiative am 8. April 1998 mit Berichterstattung im Regionalfernsehen und Lokalpresse waren die Initiator/innen sicher, das Richtige getan zu haben. Sie waren mit ein Grund dafür, dass der Nazi vom Verfassungsschutz des Waffenhandels überführt und rechtskräftig verurteilt wurde und Sinning der NPD nicht mehr genehm war. Bei Nacht und Nebel zog die „Deutsche Stimme“ im Februar 2000 mit ihrem Tross nach Riesa in Sachsen.
Die durch diese Ereignisse zusammengeschweißten Mitglieder waren sich einig, als aufmerksame und handlungsbereite Interessensgemeinschaft weiterbestehen zu wollen. So sind wir mittlerweile 170 Mitglieder und organisieren jedes Jahr einen Ausflug mit Bildungshintergrund. In diesem Jahr führte so eine Reise nach Weißenburg, um sich mit dem Landkreisbündnis gegen Rechts Weißenburg-Gunzenhausen auszutauschen.
Nach einem Kennenlernen mit der 17-köpfigen Reisegruppe referierte Stadtrat Erkan Dinar (DIE LINKE) über den nun 10 Jahre währenden Widerstand der Weißenburgerinnen und Weißenburger gegen Nationale Stammtische, NPD und Freie Kameradschaften. Im Anschluss folgte ein Stadtrundgang zusammen mit dem Mitsprecher des Landkreisbündnis gegen Rechts Weißenburg-Gunzenhausen Hamit Bakir.
Zum Abschied sicherten die Nazi-Gegner/innen der Sinninger Initiative gegen Rechts dem Landkreisbündnis gegen Rechts Weißenburg-Gunzenhausen ihre Unterstützung zu. Solidarität mit Nazi-Gegnern sei in den Auseinandersetzungen mit Alt- und Neonazis von großer Wichtigkeit. Man könne also mit den Sinningern rechnen, wenn Weißenburg rufen würde.
Am Sonntag, den 24, Mai 2015, gegen 2 Uhr morgens wurde einer der drei Sprecher des Landkreisbündnis gegen Rechts Weißenburg-Gunzenhausen in einem Schnellimbiss in der Weißenburger Innenstadt von zwei Männern aus einer Gruppe angegangen und beleidigt. Dabei fiel mehrmals der Ausdruck „Arschloch“. Die Gruppe verließ danach den Schnellimbiss und wartete demonstrativ vor dem Laden auf den bekannten Nazi-Gegner. Daraufhin wurde die Polizei informiert.
Nach dem Eintreffen von zwei Einsatzwagen der Polizei fielen die Ausdrücke “Arschloch” und “Wichser”. Beim Bemühen die Personalien festzustellen, versuchte einer der beiden Personen auf den Sprecher des Landkreisbündnis gegen Rechts Weißenburg-Gunzenhausen loszugehen. Sein Unterfangen mißlang jedoch, weil die Einsatzkräfte den Mann rechtzeitig noch an beiden Armen festhalten konnten. Nach Aufnahme der Personalien entfernte sich die Gruppe wieder. Zeugenberichten zufolge äußerten sie dabei Parolen gegen linke Türken und Ausländer.
Am Dienstag, den 19. Mai 2015, wurde am 2. Verhandlungstag das Strafverfahren wegen Urkundenfälschung gegen Martin B. aus Weißenburg vor dem Amtsgericht Weißenburg eingestellt, weil der Strafantrag zu spät gestellt wurde.
Der arbeitslose Martin B. wurde beschuldigt, im März 2014, Aufkleber mit einer Fotografie verteilt zu haben, auf den zwei Kandidaten der Linkspartei zur Kommunalwahl 2014 in unvorteilhaften Posen abgebildet waren. Als Verantwortlicher im Presserecht war zusätzlich noch fälschlicherweise der Sprecher der Linksjugend Weißenburg Victor Rother angegeben. Er ist auch einer der drei Sprecher des Landkreisbündnis gegen Rechts Weißenburg-Gunzenhausen. Siehe auch den Artikel „Weißenburg: Amtsgericht vertagt Prozess gegen Rechtsradikalen“ vom 8. April 2015.
Vermutlich in der Nacht von Freitag, den 15. Mai 2015, auf Samstag wurde auf die Grillhütte beim „Hexentanzplatz“ auf dem Nagelberg ein Hakenkreuz geschmiert. Die Polizei ermittelt gegen Unbekannt wegen dem Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen sowie Sachbeschädigung.
Quelle: Weißenburg Aktuell
Am 14. Mai 2015 beobachteten zwei Mitglieder des Sprecherrats des Landkreisbündnis gegen Rechts Weißenburg-Gunzenhausen wie vier Rechtsradikale um 16:23 Uhr am Weißenburger Bahnhof den Zug in Richtung Treuchtlingen bestiegen. Darunter auch Martin und Danny B. aus Weißenburg. Ob ein Zusammenhang besteht ist den Verantwortlichen des Landkreisbündnis gegen Rechts Weißenburg-Gunzenhausen nicht bekannt.