Weißenburg: Rechtsradikale Partei „Der 3. Weg“ wirbt mit hunderten Papierschnipseln

In der Nacht von Samstag auf Sonntag, den 21. Juni 2015, wurde von bisher unbekannten Personen hunderte Schnipsel auf dem Weißenburger Marktplatz und der Frauentorstraße verteilt. Aufmerksame Bürgerinnen und Bürger entdeckten die Papierschnitzel mit einer Kontaktadresse der rechtsradikalen Partei „Der 3. Weg“ und informierten das Landkreisbündnis gegen Rechts Weißenburg-Gunzenhausen.

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Der Wind hat die rechtsradikale Werbung auf dem gesamten Marktplatz und in der Frauentorstraße verteilt – Fotoquelle: Privat

Jugendbündnis „WUG IST BUNT“ demonstriert durch Weißenburg – Polizei lässt vermummte Neonazis bei einer Transparent-Aktion gewähren

Am Samstag, den 20 Juni 2015, nahmen 50 Personen an einer Demonstration durch Weißenburg teil. In der Schulhausstraße kam es dabei zu einem Zwischenfall mit vermummten Neonazis. Diese entrollten auf dem obersten Parkhausdeck ein Transparent mit der Aufschrift „Antifa und Repression von uns erntet ihr nur Spott und Hohn“. Die Polizei griff nicht ein und konzentrierte sich viel lieber auf die angemeldete Demonstration. Gleichzeitig wurden die Demonstrationsteilnehmer/innen aus Richtung der Rosenstraße vom rechtsradikalen Aktivisten Martin B. aus Weißenburg abfotografiert.

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Zehn besetze Einsatzwägen der Polizei standen alleine am Bahnhof. Trotzdem ließ man die Neonazis bei ihrer Provokation gewähren.

Trotz diesen beidseitigen Provokationen ging die Demonstration nach einigen Minuten weiter. Auf dem Marktplatz ergriff auf einer Kundgebung u.a. der Weißenburger Stadtrat Erkan Dinar (DIE LINKE) das Wort. Er warf dem bayerischen Staat vor, auf dem rechten Auge blind zu sein. Die Sorgen und Nöte der Nazigegner/innen in Weißenburg würden die Polizei und Justiz nicht interessieren. Strafanzeigen und Strafanträge würden regelmäßig ins Leere laufen.

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Das Jugendbündnis: „WUG IST BUNT“ – Für ein Leben ohne Rassismus! – Refugees Welcome!

Die auf 70 Personen angewachsene Demonstration zog im Anschluss zum Freundeskreis Jugendzentrum, um an einer Solidaritätsfeier zum Weltflüchtlingstag teilzunehmen.

Weißenburg: Rechte verteilen hunderte Parolenschnipsel am Bahnhof

Am Samstag, den 20. Juni 2015, wurde von bisher unbekannten Personen hunderte Schnipsel in der Weißenburger Bahnhofsunterführung sowie am Vorplatz verteilt. Aufmerksame Bürgerinnen und Bürger entdeckten die Papierschnitzel mit der rechtsradikalen Parole „Nationale Freiräume erkämpfen“ und informierten das Landkreisbündnis gegen Rechts Weißenburg-Gunzenhausen.

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Fotoquelle: Privat

Die Aktion der Rechtsradikalen steht wohl in direktem Zusammenhang mit der angemeldeten Demonstration „WUG IST BUNT“, welche am gleichen Tag um 17 Uhr stattfinden soll. Ein Jugendbündnis will zum Weltflüchtlingstag vom Bahnhof zum Freundeskreis Jugendzentrum ziehen. Im Anschluss ist eine Solidaritätsfeier gegen Rechtsradikalismus und für ein weltoffenes und tolerantes Weißenburg geplant. Redebeiträge auf der Demonstrationsstrecke wird es von der Linksjugend, der IG Metall Jugend und dem Weißenburger Stadtrat Erkan Dinar (DIE LINKE) geben.

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Fotoquelle: http://wug-ist-bunt.tk/

Verteilungen von Papierschnipsel wurde bereits mehrmals in Weißenburg durchgeführt. Siehe auch den Artikel „Weißenburg: Nazis verteilten Schnipsel auf dem Marktplatz“ vom 2. August 2014.

Weißenburg: Rechte verbrennen US-Flagge – Erneut Hakenkreuz-Schmiererei im Schulviertel aufgetaucht

Wie das Online Magazin „Weißenburg Aktuell“ am Freitag, den 19. Juni 2015, berichtet, „haben am Freitag Vormittag zwei ehemalige Schüler des Werner-von-Siemens-Gymnasiums auf dem Schulgelände eine US-Flagge verbrannt. Dies bestätigte der Schulleiter des Gymnasiums Dieter Theisinger. Die Tat steht im Zusammenhang mit dem Besuch US-amerikanischer Austauschschüler von der „Manatee School for the Arts“ aus Florida.

Den Aufenthaltsraum des Gymnasiums hatte die Schule deshalb mit einer deutschen und einer US-Flagge geschmückt. Am Vormittag sei dann die US-Flagge auf dem Schulgelände von zwei ehemaligen Schülern angezündet worden. „Einer der Täter hat die Flagge gehalten, während der andere diese angezündet hat. Dabei seien auch antiamerikanische Sprüche gefallen“, so Schulleiter Theisinger. Die Schulleitung habe daraufhin Anzeige erstattet und ein Hausverbot gegen einen der Täter erteilt. Es soll auch zu seiner Festnahme durch die Polizei gekommen sein, nachdem dieser erneut auf dem Schulgelände aufgetaucht war.

Unklar ist, ob ein Zusammenhang zu Nazischmierereien besteht, die einige Schüler am selben Tag zur Mittagszeit in Sichtweite des Gymnasiums entdeckten. Unbekannte haben dabei ein Wandgemälde mit Nazisymbolen verunstaltet. Im letzten Jahr hatten die Stadtwerke Weißenburg Schüler des Werner-von-Siemens-Gymnasiums beauftragt, ein Wandgemälde mit einer Badeszene unter dem Titel „Carpe Diem“ zu erstellen. Die unbekannten Täter haben das Kunstwerk unter anderem mit einem etwa einem Meter großen Hakenkreuz verunstaltet und dem abgebildeten Römer ein „Hitlerbärtchen“ in dass Gesicht gemalt.

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Fotoquelle: Weißenburg Aktuell

Das Carpe-Diem-Gemälde befindet sich an der Rückwand eines Gebäudes, welches auf dem Grundstück des Limesbades steht. Es grenzt an den von Schülern viel frequentierten Verbindungsweg zwischen Realschule und Gymnasium und den Parkplätzen an der Hagenau.“

Das Weißenburger Schulviertel ist bereits seit einiger Zeit eines der Ziele von neonazistischen Aktivitäten. Siehe auch den Artikel „Weißenburg: Naziaufkleber am Weißenburger Schulzentrum“ vom 3. April 2015.

Sinninger Initiative gegen Rechts besuchte Weißenburg

Ende 1997 fiel einem alten Nazi und Waffennarren, der sich im Dorf Sinning bei Neuburg an der Donau niedergelassen hatte, nichts Besseres ein, als dem Zentralorgan der NPD auf seinem Anwesen Raum zu überlassen. Die Redaktion der „Deutschen Stimme“ zog von Stuttgart nach Sinning, hortete im Dorf ihr Propagandamaterial und versandte es in ganz Deutschland.

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Die Sinninger Initiative gegen Rechts auf dem Gelände des Kastell Biriciana

Obwohl alles legal war, fanden es anfänglich 42 Bürger aus der Gemeinde unerträglich und entwickelten zuerst einen Aufruf, dann eine Unterschriftensammlung und schließlich einige Demonstrationen. Dabei waren Gewerkschaften, die Evangelische Kirche, PDS und die SPD. Federführend für die NPD schrieb damals Holger Apfel ( mittlerweile ehemaliger Fraktionsvorsitzender im sächsischen Landtag und Bundesvorsitzender) Hauswurfbriefe an die Sinninger, die besorgniserregend an die Diktion der Nazis zu Hitlerzeiten erinnerten, Journalistenschelte und subtile Drohungen inklusive.

Anfänglich schien die Dorfgemeinschaft gefährdet, aber nach der offiziellen Gründung der Initiative am 8. April 1998 mit Berichterstattung im Regionalfernsehen und Lokalpresse waren die Initiator/innen sicher, das Richtige getan zu haben. Sie waren mit ein Grund dafür, dass der Nazi vom Verfassungsschutz des Waffenhandels überführt und rechtskräftig verurteilt wurde und Sinning der NPD nicht mehr genehm war. Bei Nacht und Nebel zog die „Deutsche Stimme“ im Februar 2000 mit ihrem Tross nach Riesa in Sachsen.

Die durch diese Ereignisse zusammengeschweißten Mitglieder waren sich einig, als aufmerksame und handlungsbereite Interessensgemeinschaft weiterbestehen zu wollen. So sind wir mittlerweile 170 Mitglieder und organisieren jedes Jahr einen Ausflug mit Bildungshintergrund. In diesem Jahr führte so eine Reise nach Weißenburg, um sich mit dem Landkreisbündnis gegen Rechts Weißenburg-Gunzenhausen auszutauschen.

Nach einem Kennenlernen mit der 17-köpfigen Reisegruppe referierte Stadtrat Erkan Dinar (DIE LINKE) über den nun 10 Jahre währenden Widerstand der Weißenburgerinnen und Weißenburger gegen Nationale Stammtische, NPD und Freie Kameradschaften. Im Anschluss folgte ein Stadtrundgang zusammen mit dem Mitsprecher des Landkreisbündnis gegen Rechts Weißenburg-Gunzenhausen Hamit Bakir.

Zum Abschied sicherten die Nazi-Gegner/innen der Sinninger Initiative gegen Rechts dem Landkreisbündnis gegen Rechts Weißenburg-Gunzenhausen ihre Unterstützung zu. Solidarität mit Nazi-Gegnern sei in den Auseinandersetzungen mit Alt- und Neonazis von großer Wichtigkeit. Man könne also mit den Sinningern rechnen, wenn Weißenburg rufen würde.

Weißenburg: Bündnissprecher gegen Rechts wird angegangen und beleidigt – Polizei verhindert körperlichen Angriff

Am Sonntag, den 24, Mai 2015, gegen 2 Uhr morgens wurde einer der drei Sprecher des Landkreisbündnis gegen Rechts Weißenburg-Gunzenhausen in einem Schnellimbiss in der Weißenburger Innenstadt von zwei Männern aus einer Gruppe angegangen und beleidigt. Dabei fiel mehrmals der Ausdruck „Arschloch“. Die Gruppe verließ danach den Schnellimbiss und wartete demonstrativ vor dem Laden auf den bekannten Nazi-Gegner. Daraufhin wurde die Polizei informiert.

Nach dem Eintreffen von zwei Einsatzwagen der Polizei fielen die Ausdrücke “Arschloch” und “Wichser”. Beim Bemühen die Personalien festzustellen, versuchte einer der beiden Personen auf den Sprecher des Landkreisbündnis gegen Rechts Weißenburg-Gunzenhausen loszugehen. Sein Unterfangen mißlang jedoch, weil die Einsatzkräfte den Mann rechtzeitig noch an beiden Armen festhalten konnten. Nach Aufnahme der Personalien entfernte sich die Gruppe wieder. Zeugenberichten zufolge äußerten sie dabei Parolen gegen linke Türken und Ausländer.

Weißenburg: Prozess gegen Neonazi wegen formalen Gründen eingestellt

Am Dienstag, den 19. Mai 2015, wurde am 2. Verhandlungstag das Strafverfahren wegen Urkundenfälschung gegen Martin B. aus Weißenburg vor dem Amtsgericht Weißenburg eingestellt, weil der Strafantrag zu spät gestellt wurde.

Der arbeitslose Martin B. wurde beschuldigt, im März 2014, Aufkleber mit einer Fotografie verteilt zu haben, auf den zwei Kandidaten der Linkspartei zur Kommunalwahl 2014 in unvorteilhaften Posen abgebildet waren. Als Verantwortlicher im Presserecht war zusätzlich noch fälschlicherweise der Sprecher der Linksjugend Weißenburg Victor Rother angegeben. Er ist auch einer der drei Sprecher des Landkreisbündnis gegen Rechts Weißenburg-Gunzenhausen. Siehe auch den Artikel „Weißenburg: Amtsgericht vertagt Prozess gegen Rechtsradikalen“ vom 8. April 2015.

Treuchtlingen: Hakenkreuz beim Hexentanzplatz

Vermutlich in der Nacht von Freitag, den 15. Mai 2015, auf Samstag wurde auf die Grillhütte beim „Hexentanzplatz“ auf dem Nagelberg ein Hakenkreuz geschmiert. Die Polizei ermittelt gegen Unbekannt wegen dem Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen sowie Sachbeschädigung.

Quelle: Weißenburg Aktuell
Quelle: Weißenburg Aktuell

Am 14. Mai 2015 beobachteten zwei Mitglieder des Sprecherrats des Landkreisbündnis gegen Rechts Weißenburg-Gunzenhausen wie vier Rechtsradikale um 16:23 Uhr am Weißenburger Bahnhof den Zug in Richtung Treuchtlingen bestiegen. Darunter auch Martin und Danny B. aus Weißenburg. Ob ein Zusammenhang besteht ist den Verantwortlichen des Landkreisbündnis gegen Rechts Weißenburg-Gunzenhausen nicht bekannt.

Weißenburg: Gedenken zum 70. Jahrestag des Weltkriegsendes

Auch zum 70. Jahrestag zum Ende des 2. Weltkriegs fanden sich bereits im zehnten Jahr in Folge nur ein Dutzend Menschen zum 8. Mai auf dem Weißenburger Russenfriedhof zu einer Gedenkveranstaltung ein. Die musikalische Begleitung übernahm die Klesmer-Gruppe Jokkel aus Gunzenhausen. Die Stadt Weißenburg möchte auch weiterhin den Tag der Befreiung vom Hitler-Faschismus nicht mit einer eigenen Veranstaltung begehen. 

Südöstlich der Stadt, mitten in den Obstgärten zwischen den Wohngebieten am Gartenfeld und den Sommerkellern, befindet sich der Russische Friedhof auf dem Gelände des ehemaligen Fallhauses. Bis ins 20. Jahrhundert hinein wurden hier die Überreste von Tieren, denen man zunächst im nahe gelegenen Fallhaus die Haut abgezogen hatte, vergraben. Da man die durch grausamen Haftbedingungen und Zwangsarbeit vestorbenen Gefangenen des 2. Weltkrieges im Internierungslager auf der Wülzburg nicht auf dem gemeindlichen Friedhof bestatten durfte, wurde dieses Areal von den Nazis den Toten zugewiesen.

Durch Scham und vermutlich politisch gewolltes Schweigen im Nachkriegsdeutschland geriet das Gelände in Vergessenheit. Erst 1989 wurde die Anlage von der Stadt Weißenburg zu einem Mahnmal umgestaltet, weil ehemalige russische Gefangene den Verscharrungsort aufsuchen wollten. Heute finden sich drei mit Blumen bepflanzte Gräberreihen und 40 kleine Kreuze auf dem Friedhof. Kurz wieder ins Stadtbewusstsein geriet das Gelände 1995 als die katholische Kirchengemeinde Weißenburg eine dreieckige Gedenkstele aus Jurastein aufstellte. Diese Gedenkstele symbolisiert die drei Weltreligionen Judentum, Christentum und Islam, denen die Inhaftierten angehörten.

In seiner Rede (Siehe hier) betonte Stadtrat Erkan Dinar (DIE LINKE), dass ein Teil der deutschen Bevölkerung sich nicht erinnern möchte. Sie wolle nichts hören von Faschismus und starker Führung, sondern von der Schande und von der Erinnerung daran befreit sein. Wie aber soll diese Befreiung möglich sein, wenn die Erinnerung erst gar nicht zugelassen werde. Der Rassismus der NS-Diktatur habe seine menschenvernichtende Ideologie gegen viele Gruppen gerichtet: Arme, Arbeitslose, gleichgeschlechtlich Liebende, behinderte Menschen, Ausländer, Sinti und Roma, politische Gegner des Systems. Und heute würde man eben jene Ressentiments auch wieder in der Bevölkerung finden.

Gerade darum sei man verantwortlich, die Erinnerung an die Verbrechen der Vergangenheit wach zu halten und der Nachwelt aufzuzeigen, wie es damals gewesen sei, wie es dazu kommen konnte, damit künftige Generationen daraus lernen könnten und begreifen, dass Hass und Gewalt, Hass und Gewalt nach sich ziehen. Es sei ein langer Weg gewesen, den die Deutschen zurücklegen mussten, um begreifen zu können, dass die deutsche Niederlage ein Tag der Befreiung war. Der 8. Mai sei deshalb noch immer die wichtigste Probe für unsere Fähigkeit und Bereitschaft, sich mit unserer Geschichte auseinanderzusetzen, sie anzunehmen.

Auch in diesem Jahr blieb die Stadt Weißenburg der Veranstaltung fern. Der letztjährigen Bitte von Stadtrat Dinar auf dem Russischen Friedhof eine würdevolle offizielle Veranstaltung der Stadt Weißenburg durchzuführen, habe der Oberbürgermeister der Stadt Weißenburg Jürgen Schröppel leider nicht entsprochen. „Er verwies in einem Gespräch darauf, dass die Veranstaltung am Volkstrauertag doch genügen müsse. Ich finde, sie genügt nicht“, so Dinar.

Weißenburg: Rechtsradikale nehmen an Informationsveranstaltung zum Thema Asyl teil

Am Donnerstag, den 7. Mai 2015, nahmen mit Martin und Danny B. aus Weißenburg zwei stadtbekannte Rechtsradikale an einer Veranstaltung der Initiative „Asyl bei uns in Weißenburg“ im Weißenburger Wildbadsaal teil. Martin B. brachte in seinen Wortbeiträgen überwiegend rechte Parolen zum Ausdruck, um Stimmung gegen schutzbedürftige Menschen zu machen. Die Diskussionsveranstaltung konnte mit der Polizei im Nacken der beiden Personen ohne weitere Störungen zu Ende gebracht werden.

Im Vorfeld wurde von der rechten Facebook-Seite „Nein zum Asylheim in Weißenburg“, mit den Worten „Kommt zahlreich und stellt unbequeme Fragen!“, zur Teilnahme an der Veranstaltung aufgerufen.