Neonazis verteilten Flyer an die Gäste des Zirkus „Salto Mortale“ in Treuchtlingen

Am 13. und 14. September 2013 nutzen Mitglieder der rechtsradikalen Szene im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen das Gastieren des Zirkus „Salto Mortale“ in Treuchtlingen, um eine handvoll Tierrechtsflyer an die Gäste und umliegende Häuser zu verteilen.

Weißenburger Neonazis vernetzen sich auf Kundgebungen in Oberbayern und Schwaben

Beleitet von Mitglieder der Freien Nationalisten Weißenburg (FN WUG) fanden am Samstag, den 7. September 2013, gleich zwei Nazi-Kundgebungen, im Rahmen eines Aktionstages der rechtsradikalen Szene in Bayern, in Landsberg am Lech (Landkreis Landsberg am Lech) und Bobingen (Landkreis Augsburg) statt. Als Versammlungsleiter trat der frühere NPD-Funktionär Roland Wuttke auf.

An beiden Versammlungen nahmen jeweils nicht mehr als 15 Rechtsradikale teil. Darunter jedoch die dem Landkreisbündnis gegen Rechts Weißenburg-Gunzenhausen bekannten Rechtsradikalen Danny B. (Weißenburg), Martin B. (Weißenburg), Nancy N. (Döckingen) und Joshua W. (Treuchtlingen). Nach bisher ungeprüften Quellen kam es während der Kundgebung in Bobingen zu einem Redebeitrag eines Weißenburger Neonazis.

Zwecks Vernetzung und Informationsaustausch hat sich das Landkreisbündnis gegen Rechts Weißenburg-Gunzenhausen nun in Kontakt mit dem Bürgerbündnis gegen Rechtsextremismus Landsberg am Lech gesetzt. Bereits schon einmal am 21. Juli 2012 traten Neonazis aus dem Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen in Landsberg am Lech auf. Damals kam es zu v.a. zu einem körperlichen Angriff auf den grünen Landtagsabgeordneten Ludwig Hartmann. Siehe dazu auch den Artikel „Landtagsabgeordneter wurde körperlich angegriffen“ vom 25. Juli 2012.

Neonazis greifen in den Wahlkampf ein

In der Nacht vom vergangenen Mittwoch, den 4. September 2013, wurden  in weiten Teilen des Landkreises Weißenburg-Gunzenhausen DIN-A3-Plakate mit rechtsradikalem Inhalt auf zahlreichen Wahlplakaten aller demokratischen Parteien (SPD, Grüne, Linke, CSU, FW, FDP, Piraten etc.) mittels Tacker angebracht.

Volkstod-Foto
Neonazis zeigten wieder einmal ihr gestörtes Verhältnis zur Demokratie

Schon einige Male zuvor hatten Rechtsradikale im Landkreis mit dem Slogan „Demokraten bringen uns den Volkstod“ für Ihr menschenverachtendes und zutiefst rassistisches Weltbild zu werben versucht. Betroffen war der gesamte Bereich des mittleren Altmühltals sowie die Stadt Ellingen und der Jura. Dass die Rechtsradikalen dabei die Wahlplakate fast sämtlicher, bei den bevorstehenden Landtags- und Bundestagswahlen antretenden Parteien unkenntlich gemacht und entstellt haben, darf getrost als Aktion gewertet werden, die Meinungsfreiheit einzuschränken.

Dies zeigt erneut das wahre Gesicht der sich selbst „Nationale Sozialisten“ nennenden Gruppierung der „Freien Nationalisten Weißenburg“. Die neuerliche Aktion zeigt überdies, dass die Einschätzung des Innenministeriums, die „FN WUG“ seien in letzter Zeit weniger aktiv, an der Realität vorbeigeht. Siehe dazu auch hier die Antwort des Innenministeriums auf die entsprechende Anfrage der SPD-Landtagsabgeordneten Christa Naaß. Das Landkreisbündis gegen Rechts Weißenburg-Gunzenhausen fordert deshalb weiterhin mit Nachdruck nicht nur ein Verbot der Dachorganisation „Freies Netz Süd“, sondern auch der lokalen Gruppierungen vor Ort.

Hakenkreuz auf ÖDP-Plakat

In der Nacht von Sonntag, den 25. August 2013, wurde am Marktplatz in der Marktgemeinde Heidenheim im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen ein Personenplakat der Ökologisch Demokratische Partei (ÖDP) mit einem Hakenkreuz beschmiert.

Gemeinderat Reinhard Ebert (Bürger für Bürger) vermutet darin einen Zusammenhang mit der im Gemeinderat laufenden Debatte um die Unterbringung von Asylbewerbern in der Hahnenkammgemeinde. Es wurde Strafantrag wegen Verwendung von Kennzeichen verfassungsfeindlicher Organisationen erstattet.

Rechte bekamen Volksfestverbot in Treuchtlingen – Vorbild sollte übernommen werden

Wie Nazi-Gegner/innen erst jetzt dem Landkreisbündnis gegen Rechts Weißenburg-Gunzenhausen mitteilten wurde am Samstag, den 13. Juli 2013, eine Gruppe von mindestens fünf Rechten der Zugang ins Weinzelt auf der Treuchtlinger Kirchweih verwehrt. Sie bekamen ein Kirchweihverbot ausgesprochen.

Erkan Dinar, Mitglied im Sprecherrat des Landkreisbündnis gegen Rechts Weißenburg-Gunzenhausen: „Die Menschen im Landkreis haben stressfreie Kirchweihen ohne Rechtsradikale verdient. Die Personen sind den Sicherheitsbehörden bekannt. Ihnen sollte im ganzen Landkreis der Zugang auf die Kirchweihgelände verboten werden. Diesbezüglich wird das Landkreisbündnis das Gespräch mit den Verantwortlichen der Kirchweihfeste suchen.“

Landkreisbündnis fordert Aufklärung über Nazi-Aufkleber in der Seenlandbahn

Das Landkreisbündnis gegen Rechts Weißenburg-Gunzenhausen fordert Aufklärung, über einen auf einem Werkstatthandbuch der Deutschen Bahn angebrachten Aufkleber, mit dem in der rechtsradikalen Szene üblichen Spruch „GOOD NIGHT LEFT SIDE“. Die Fotos dazu sind bereits am 7. Mai 2013 entstanden. Darauf zu sehen ist die zwischen Pleinfeld und Gunzenhausen fahrende Lok der Seenlandbahn.

Linke unerwünscht? - Lok der Seenlandbahn zwischen Pleinfeld und Gunzenhausen am 7. Mai 2013
Linke unerwünscht? – Lok der Seenlandbahn zwischen Pleinfeld und Gunzenhausen am 7. Mai 2013

Anfrage wegen Hausdurchsuchung(en) bei Neonazis

Noch immer hält sich die Polizei mit Informationen über die Hausdurchsuchung(en) im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen im Rahmen einer bayernweiten Großrazzia gegen das rechtsradikale „Freie Netz Süd“ (FNS) zurück. Siehe dazu auch den Artikel „Großrazzia gegen das “Freie Netz Süd” – Hausdurchsuchung in Weißenburg“ vom 13. Juli 2013. Gegenüber dem Weißenburger Tagblatt wollte sich weder das bayerische Innenministerium, noch das Landeskriminalamt äußern.

Die bayerische Landtagsabgeordnete Christa Naaß hat sich nun in einer schriftlichen Anfrage an das Innenministerium gewendet. Sie möchte darin wissen welche Erkenntnisse man über die Aktivitäten der Weißenburger Neonazigruppe gewonnen hat und was zur Zusammenarbeit der lokalen Gruppe mit dem FNS herausgefunden wurde.

Nach Informationen der Antifaschistischen Informations-, Dokumentations- und Archivstelle München e. V. (a.i.d.a.) hatte es beim Hitlerverehrer Martin B. aus Weißenburg eine Hausdurchsuchung gegeben. Wie dem Landkreisbündnis gegen Rechts Weißenburg-Gunzenhausen nun mitgeteilt wurde, ist die Weißenburger Wohnung des stadtbekannten Neonazis Danny B. ebenfalls durchsucht worden.

Ungeprüften Informationen nach hat es auch in Treuchtlingen eine Hausdurchsuchung gegeben. Weiterhin sei auch ein privates Sicherheitsunternehmen in den Fokus der Sicherheitsbehörden gerückt. Das Landkreisbündnis gegen Rechts Weißenburg-Gunzenhausen fordert die Polizei auf endlich Ergebnisse aus ihrer Razzia oder den Razzien zu präsentieren.

Hakenkreuz am Bahnhof Pleinfeld

Ein Nazi-Gegner aus Pleinfeld meldete dem Landkreisbündnis gegen Rechts Weißenburg-Gunzenhausen am Samstag, den 3. August 2013, ein in die Eingangstür zum Bahnhofwartehäuschen eingeritztes Hakenkreuz.

Die Bevölkerung wird um sachdienliche Information an die E-Mail-Adresse kontakt@wug-gegen-rechts.de gebeten. Das Landkreisbündnis informierte die Deutsche Bahn sowie die Polizei.

Gedenken an die ehemaligen KZ-Häftlinge von Pottenstein

Im Rahmen eines Treffens der Nordbayerischen Bündnisse gegen Rechts, nahm Victor Rother, Delegierter des Landkreisbündnis gegen Rechts Weißenburg-Gunzenhausen, nun an einer Gedenkveranstaltung für die ehemaligen Häftlinge des KZ-Außenlagers von Flossenbürg in Pottenstein teil. Der Journalist und Autor des Buches „Touristenidylle und KZ-Grauen“ Peter Engelbrecht, führte die TeilnehmerInnen zudem an die lokalen Orte der NS-Vergangenheit.

Victor Rother, Mitglied im Sprecherrat des Landkreisbündnis gegen Rechts Weißenburg-Gunzenhausen
Mitte: Victor Rother, Mitglied im Sprecherrat des Landkreisbündnis gegen Rechts Weißenburg-Gunzenhausen

Die Stadt Pottenstein in der Fränkischen Schweiz ist den meisten als Urlaubsort, wegen den malerischen Felslandschaften und der beeindruckenden Teufelshöhle, bekannt. Kaum jemand weiß, dass in der Kleinstadt zwischen 1942 und 1945 ein KZ-Außenlager von Flossenbürg bestand. Über 700 KZ-Häftlinge mussten dort unmenschliche Zwangsarbeit leisten. Fast 400 wurden arbeitsunfähig und todkrank zurück nach Flossenbürg geschickt, was einem sicheren Todesurteil gleich kam. Die KZ-Außenstellte holte einst Dr. Hans Brand, Geologe und SS-Standartenführer, in den beschaulichen Ort.

Das Gebäude in dem die Männer untergebracht waren, die sogenannte „Magerscheune“, steht bis heute. Brand nutzte die KZ-Häftlinge um Baracken für die Eliteeinheit SS-Karstwehr zu schaffen, eine Einheit die speziell für Regionen mit Höhlen und Schluchten ausgebildet wurde. Die SS-Karstwehr wurde später zur PartisanInnenbekämpfung in Slowenien und Venetien eingesetzt und verübte dort, auch unter dem Kommando Brands, schlimmste Kriegsverbrechen.

Die Stadt Pottenstein profitiert bis heute enorm von der Zwangsarbeit der KZ-Häftlinge – schufen sie doch die Infrastrutkur für den Fremdenverkehr. So mussten die Menschen aus ganz Europa den heutigen Schöngrundsee anlegen, der damals zur Erprobung von Gewässerüberquerungen durch die SS-Karstwehr genutzt wurde und heute von zahlreichen Tretbooten bevölkert wird. Sie bauten die Teufelshöhle aus, legten den Großparkplatz vor der Höhle an und planierten Straßen, die immer noch befahren werden.

Der von den Zwangsarbeitern angelegte Schöngrundsee
Der von den Zwangsarbeitern angelegte Schöngrundsee

Die Stadt Pottenstein tat sich viele Jahre lang schwer, mit der Aufarbeitung ihrer braunen Vergangenheit. Bis 1987 fanden Reservistentreffen der SS-Einheit in dem Ort statt. Dem SS-Standartenführer Hans Brand wurde sein Engagement für die Stadt durch eine Bronzetafel am Eingang der Teufelshöhle und der Benennung einer Straße nach ihm gedankt. Nach einem Hinweis auf das KZ-Außenlager und dessen Häftlinge, suchte man viele Jahre lang vergebens in dem Luftkurort. Erst nach großem öffentlichen und medialen Druck wurde am 28. Mai 1995 eine Gedenktafel auf dem Pottensteiner Friedhof enthüllt. Die Inschrift lautet: „Gefangen, Vertrieben, Enteignet, Gehungert, Getötet, Entrechtet. Wir gedenken aller Menschen, denen durch Krieg und Gewaltherrschafft Unrecht an Leben, Leib und Besitz widerfahren ist. Von 1942 – 1945 wurden im Außenlager Pottenstein des KZ Flossenbürg mehrere hundert Häftlinge zur Zwangsarbeit verpflichtet. Der Mut und die Hilfsbereitschaft, die die Bevölkerung den Häftlingen entgegenbrachte, sollen Mahnung und Vorbild sein. Stadt Pottenstein.“

Nichts und Niemand ist vergessen
Nichts und Niemand ist vergessen

Die damaligen Verantwortlichen der Stadt konnten sich nicht dazu durchringen, einen Gedenkstein an prominenter Stelle z.B. am Schöngrundsee zu errichten. So musste eine unscheinbare Tafel auf dem Friedhof, mit allgemein gehaltenem Text und der Botschaft, dass alle Pottensteiner-BürgerInnen den KZ-Häftlingen halfen und keiner von ihnen ein Nazi war, genügen, um an das Leid der Häftlinge zu erinnern.

Aktuell plant die Stadt bis 2015 eine Ausstellung im ehemaligen KZ-Gebäude „Magerscheune“ einzurichten. Die nach Hans Brand benannte Straße wurde im Jahr 2001 wieder umbenannt und die Bronzetafel am Eingang der Teufelshöhle gestohlen.

Am Gedenken in Pottenstein, zu der die Nordbayerischen Bündnisse gegen Rechts geladen hatten, nahm auch der Bürgermeister teil. Die Anwesenden legten ein Blumenbukett am ehemaligen KZ-Außenlager ab und erinnerten so an die Opfer des Faschismus.

Buchempfehlung: „Touristenidylle und KZ-Grauen“ – Vergangenheitsbewältigung in Pottenstein, von Peter Engelbrecht.

Sprecher des Landkreisbündnisses gegen Rechts wird bedroht

Erkan Dinar, Sprecher des Landkreisbündnis gegen Rechts Weißenburg-Gunzenhausen, wurde am Samstag, den 20. Juli 2013, vom stadtbekannten Neonazi Tobias W. aus Weißenburg bedroht. In einer Weißenburger Kneipe näherte sich der Rechtsradikale dem Sprecher und äußerte ihm gegenüber die Worte: „The End is near!“. Die Bedienungen forderten den unwillkommenen Gast darauf auf sofort die Lokalität zu verlassen.

Erkan Dinar
Erkan Dinar, Mitglied im Sprecherrat des Landkreisbündnis gegen Rechts WUG

Nur wenige Stunden davor war Tobias W. mit Alexander K. auf dem Weißenburger Altstadtfest negativ aufgefallen. Dort belästigten sie zwei Nazi-Gegner mit Unterstellungen, wonach diese eine weitere Gruppe auf dem Altstadtfest gegen die bekannten Neonazis aufhetzen würden.

Tobias W. beteiligte sich bereits schon an mehreren Einschüchterungs- und Bedrohungsszenarien gegen den Sprecher des Landkreisbündnis gegen Rechts Weißenburg-Gunzenhausen. Nach Informationen aus dem Umfeld der rechtsradikalen Szene war er am 15. August 2012 auch der Haupttäter bei einem Angriff mit einer Holzlatte gegen eine Fensterscheibe am Haus von Dinar. Siehe dazu auch den Artikel „Neonazis greifen Haus an“ vom 15. August 2012. Auch beteiligte sich Tobias W. am 10. November 2012 bei der Belagerung eines türkischen Schnellrestaurants indem sich Dinar befand. Siehe dazu auch den Artikel „Aufruf zur demonstration in Weißenburg: „Schulter an Schulter gegen Rasisismus – Fasizme karsi omuz omuza“ vom 14. November 2012.